Die zentralen Infos über die Geschichte der W13 stammen aus dem Bauaktenarchiv. Somit haben wir vor allem Infos über den Bau und Umbau am Haus. Welche Geschichten sich hier im über 130-jährigen Bestehen zugetragen haben, können wir zum jetzigen Zeitpunkt daher nur erahnen. Zu welchem Zeitpunkt wie viele Menschen hier gewohnt haben, ob und inwiefern es ideologische oder wirtschaftliche Verflechtungen zwischen Eigentümer*innen und Nationalsozialist*innen gab, wissen wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht. Es gibt aber den Plan mittelfristig im Stadtarchiv Leipzig zu forschen, um eine vollständigere und kritischere Geschichte des Hauses erzählen zu können.
Das Haus in der Wurzner Straße 13 wurde 1887 durch einen Eisenwarenhändler Ernst Seiferth in Auftrag gegeben. Damals war Reudnitz noch eine eigenständige Gemeinde am Rande Leipzigs, wurde aber im Zuge der Verstädterung im Jahre 1888 eingemeindet. Die Wurzner Straße hieß damals noch Wurzner Chaussee und war ähnlich wie heute eine Zufahrtsstraße nach Leipzig. Im Erdgeschoss wohnte die Familie Seiferth und führte im Jahre 1906 und 1912 verschiedene Umbauten durch, die nach dem Sprech der Zeit „moderne“ Ladenfenster sowie eine Tür in der Ladenfläche ermöglichen sollten. 1918 ging das Haus auf Agnes Seiferth über.
In den Jahren 1933 und 1936 wurden umfassende Sanierungsmaßnahmen durchgeführt. Anlass war, dass der Fußweg vor dem Haus scheinbar mehrmals von Ratten unterwühlt worden war. So erhielt das Haus einen Anschluss zur Kanalisation, die Trockengrube wurde aufgelöst, verbliebene Fäkalien weggeschwemmt. Eigentümer*innen waren zu diesem Zeitpunkt die Erbengemeinschaft Richard, Agnes und Margarethe Seiferth.
Im März 1945 gab es einen Brand im Hinterhof des Hauses. Grund hierfür war ein nichtgenehmigter Holzschuppen, an den scheinbar noch glühende Asche abgelagert wurde. Im Bericht der Feuerwehr steht, dass die Bewohnerinnen Agnes und Margarethe Seiferth aufgrund einer Rauchvergiftung im Krankenhaus behandelt werden mussten. Ob sich zum Zeitpunkt des Brandes andere Menschen im Haus aufhielten, ist nicht bekannt.
Im Jahr 1981 wurde das Erdgeschoss aufgrund von Feuchtigkeit und Holzbefall holzfrei saniert. Der Grund schien das Waschhaus im Keller zu sein. Die Wurzner Straße hieß während der DDR Erich-Ferl-Straße. Es ist zum jetzigen Zeitpunkt unklar, wie viele Menschen zu diesem Zeitpunkt noch im Haus wohnten bzw. wer Eigentümer*innen waren.
Das Objekt wurde 2014 von der LWB ausgeschrieben und in einem Vergabeverfahren im Sommer 2015 dem Modellprojekt Ost e.V. per Erbpachtvertrag zugesprochen. Seitdem werden Haus und Grundstück kollektiv verwaltet und nach und nach saniert.